Der Moment, der alles veränderte
Es gibt Momente im Leben, die alles auf den Kopf stellen. Momente, die das eigene Weltbild erschüttern und einen vor Herausforderungen stellen, die man sich nie hätte vorstellen können. Einer dieser Momente war für mich die plötzliche Erkrankung meiner Mutter. Ein medizinischer Notfall – eine Katastrophe, die mein Leben in Sekundenbruchteilen veränderte. Von einem Tag auf den anderen war sie nicht mehr die Frau, die mich großgezogen hatte, sondern ein schwerstpflegebedürftiger Mensch im Wachkoma. Und ich? Ich wurde vom berufstätigen, gläubigen Katholiken zum Vollzeitpfleger.
Der Glaube im Stresstest
Mein Glaube war über Jahre hinweg mein Kompass, meine Quelle der Kraft. Ich war überzeugt, dass Gott einen Plan für jeden von uns hat. Doch als ich im Krankenhaus stand und die Ärzte mir erklärten, dass meine Mutter niemals wieder so sein würde wie zuvor, geriet dieser Glaube ins Wanken. Warum ließ Gott so etwas zu? Warum meine Mutter? Warum ich?
✍️ Prompt zum Nachdenken: Hast du schon einmal an deinem Glauben gezweifelt, als du eine schwere Krise durchlebt hast? Wie bist du damit umgegangen?
Die kleinen Wunder des Alltags
Doch während der ersten Wochen und Monate der Pflege merkte ich, dass der Glaube nicht verschwand – er veränderte sich. Ich fand ihn nicht mehr nur in der Kirche oder im Gebet, sondern in den kleinen Momenten des Alltags: in der Berührung ihrer Hand, im sanften Heben ihrer Brust beim Atmen, in den winzigen Reaktionen, die mir Hoffnung gaben. Der Schmerz war allgegenwärtig, aber ebenso die Liebe. Ich lernte, dass Hingabe eine Form der Spiritualität ist – vielleicht sogar die reinste.
✍️ Prompt zum Innehalten: Wann hast du das letzte Mal in einem kleinen, unscheinbaren Moment etwas Großes entdeckt?
Ein neuer Blick auf das Leben
Die Pflege meiner Mutter hat mich nicht nur körperlich und emotional an meine Grenzen gebracht, sondern auch meinen Blick auf das Leben neu geformt. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich weiß eines sicher: Liebe zeigt sich nicht nur in Worten, sondern im Dasein. Und das ist eine Lektion, für die ich trotz allem dankbar bin.
✍️ Prompt zur Reflexion: Was bedeutet es für dich, wirklich für einen geliebten Menschen da zu sein?